Warum mich „Der Ulm-Träumer“ zu einer guten Mama macht!
„Christine, mach doch einen Mama-Blog“, bekam ich 2012 zu hören, als meine beste Freundin ihren Food-Blog gründete, die Blogger-Szene gerade an Fahrt aufnahm und ich als Einzige in unserem Abschlussjahrgang des Journalistik-Studiums schon Kinder hatte. „Bloß nicht!“, war mein erster Gedanke, der bis heute anhält. Auch wenn ich Mama bin und ein Mama-Blog wahrscheinlich mehr Reichweite erzielt als ein Blasmusik-Blog.
Die Blasmusik-Mama hat’s nicht so mit dem Mama sein
Ich gebe zu: Ich habe Kinder, ich liebe sie – aber das Muttersein, oder besser gesagt: Das was die Gesellschaft damit verbindet, oder noch besser: das, was Mütter denken, was die Gesellschaft von ihnen verlangt, ist nicht meine 100-prozentige Lebensleidenschaft. Und trotzdem erwische ich mich immer wieder, dass ich auf den typischen Mama-Blog-Seiten hängenbleibe und mich dann doch wieder selbst mental kasteie, dass ich es zum Beispiel bei den Themen „Ernährung“, „Stillen“, oder „Schlafen“ nichts richtig gemacht habe und mich dann schlecht fühle. Typisch Mama, völlig irrational.
Bei Musik die Mama-Nase vorn
Die Mama-Nase vorne habe ich allerdings beim Thema Musik und Kultur. Wenn andere Eltern mich dazu fragen (auch wenn das seltener der Fall ist), kann ich mit Antworten sprudeln. Geht es um das Thema Geschenke, sei es für die Freunde meiner Kinder, sei es für die kleineren Kinder von Freunden, dann gibt es von mir oft Geschenke, die mit Musik oder Kultur zu tun haben. Konzertkarten, CDs, Hörspiele. Die zu 100 Prozent positiven Rückmeldungen der Eltern gehen dabei runter wie Öl. Juhu, ich kann keine Beiträge zur gesunden Ernährung, zum richtigen Schulranzen oder zu tollen Osterdekorationen leisten, aber ich kann Eltern dabei helfen, ihre Kinder mit Musik in Berührung zu bringen, die sie als Eltern vielleicht nicht auf dem Schirm hatten.
Vor einiger Zeit veröffentlichten Peter Laib (Musik. Wir alle kennen ihn von Moop Mama und „Ernst Hutter und die Egerländer Musikanten“) und Gaby Fischer (Text) ihr Hörspiel „Der Ulm-Träumer“ und ich habe wieder eine neue Geschenkidee. Das ist sehr gut, denn so langsam kommen die Kinder meiner Freunde ins Grundschulalter, und ab diesem Alter ist „Der Ulm-Träumer“ geeignet. (8-99 Jahre).
„Der Ulm-Träumer“ ist in erster Linie kein Hörspiel, das Kindern Musik auf direktem Weg nahebringt, sei es beispielsweise als Instrumentenvorstellung. Im Mittelpunkt steht die Geschichte der Stadt Ulm und der schwäbische Dialekt, der in der Stadt Ulm gesprochen wird. Ich glaube, gerade deshalb sollten alle Kinder, die in Ulm, um Ulm und Ulm herum leben, die Geschichte von Fips kennenlernen, der eine Zeitreise durch das historische Ulm unternimmt und von „Bärtle dem Löwen“ begeleitet wird. Besser kann man den heimatlichen Aspekt nicht näherbringen.
Problem vieler Dialekte: Vom Aussterben bedroht
In Ulm wird es nicht anders als anderswo sein: Immer weniger Kinder sprechen den hiesigen Dialekt und er ist vom Aussterben bedroht. Das Hörspiel ist förmlich darauf ausgelegt, seine Kinder an die Hand zu nehmen, durch das historische Ulm zu spazieren und mit ihnen gemeinsam die Plätze zu erleben, von denen sie vorher im Dialekt erzählt bekommen haben. Versetze ich mich dabei in meine Kinder, die sich Auditives, das Altersgerecht aufbereitet ist, immer sehr gut merken, dann wird es eher so sein, dass die Kinder die Eltern an der Hand nehmen, durch Ulm führen und ihnen die Geschichte der Plätze erzählen werden.
Der Ulm-Träumer: Geschenk für Kinder ab Grundschulalter
Also, ist klar: Was schenke ich guten Freunden, die Kinder haben und die in Ulm leben? Richtig: Das Hörspiel „Der Ulm-Träumer“. Was schenke ich guten Freunden, die Kinder haben und die demnächst eine Städtereise nach Ulm planen? Richtig: Das Hörspiel „Der Ulm-Träumer.“ Nur: Ich habe keine Freunde mit Kindern in Ulm. Und: Keiner meiner Freunde mit Kindern plant derzeit eine Städtereise nach Ulm.
Für Nicht-Ulmer: Hört auf die Musik!
Die Musik spielt zwar nicht die Hauptrolle wie beispielsweise Hörspiele, die als Instrumentenvorstellung funktionieren. Aber zum Glück spielt sie auch keine Nebenrolle. Das Hörspiel lebt mit Peters Musik. Sie bringt ein Holz- und Blechblasinstrumentenensemble auf Mikroebene zum Ausdruck. Hier ist kein Blechbläsertrio am Werk, kein Holzbläsertrio und auch kein „gemischtes Trio“ – sondern ein Blasorchester im Mini-Format. Die Tuba als Bassinstrument, die Trompete vertritt die Blechbläser und die Klarinette die Holzbläser. Ich bin glücklich zu hören, dass sich die Klangfarben der Klarinette und der Trompete so gut mischen und die Trompete nicht dominiert. Ihr müsst zugeben: Klarinette und Trompete als auf Augenhöhe miteinander korrespondierende Solisten hört man selten. So bringt Peter Laib in kleinster Besetzung die zwei Instrumentenobergruppen der Bläser zusammen. Toll!
Also, liebe Kinder, liebe Eltern: Wenn ihr von mir oder jemand anders das Hörspiel „Der Ulm- Träumer“ geschenkt bekommt, dann habt auch diesen Aspekt im Hinterkopf: Dass ich euch mit dieser CD das Blasorchester auf den kleinsten Nenner heruntergebrochen, schmackhaft machen will.
Was ihr aber auch machen könnt: Anhören und euch einfach über die Musik freuen, die stets super zum Stimmungsgeschehen an den beschrieben Plätzen passt!
Eigene Erinnerungen an Ulm werden geweckt
Erinnerungsaspekte liefert mir „Der Ulm-Träumer“ ganz persönlich: Wie ihr wisst, spielte ich drei Jahre Klarinette im Heeresmusikkorps Ulm (hier und hier und hier lest ihr alle drei Teile). Ich wohnte damals nicht in Ulm – nur an den Werktagen übernachtete ich in der Kaserne, und deshalb baute ich keine nähere Bindung zur Stadt auf. Aber ich war oft in der Altstadt spazieren und viele Plätze, die im Hörspiel beschrieben werden, wecken Erinnerungen, obwohl diese Spaziergänge schon 20 Jahre her sind. Der schwäbische Dialekt ist mir als gebürtige Allgäuerin näher als der bayerische Dialekt, der mich jetzt in meinem oberbayerischen Wohnort ständig umgibt. Viele meiner Musikkorpskameraden kamen aus der direkten Umgebung von Ulm, sprachen den Dialekt und nutzten die Begriffe, die im Hörspiel verwendet werden. Ja, Erinnerungen werden wach.
Ulmer Alt-OB als „Bärtle der Löwe“
Zu guter Letzt: Oberbürgermeister der Stadt Ulm war damals Ivo Gönner, der der Figur „Bärtle der Löwe“ seine Stimmer verleiht. Bei nicht wenigen Musikeinsätzen hielt Ivo Gönner damals in seiner Funktion als Oberbürgermeister der Stadt Ulm Reden und Ansprachen. Deshalb kann ich nur unterstreichen, dass es eine gute Wahl war, ihn als Sprecher engagiert zu haben, denn mir ist seine tiefe, sonore Stimme mit der schwäbischen Färbung sogar noch heute im Gedächtnis – und im Gedächtnis, das soll „Der Ulm-Träumer“ bei Kindern und Erwachsenen bleiben.
Wer weiß: Vielleicht produzieren Gaby Fischer und Peter Laib mit ihrem Start-Up, der Ulm-Träumer GbR, ja sogar ein solches Hörspiel mit Blasinstrumenten für andere Städte?