Sie fehlt wohl in kaum einem Repertoire eines Blasorchesters. Die „Slavonicka Polka“ ist wahrscheinlich eine der bekanntesten Polkas überhaupt. Über ihren Melodienschöpfer Vladimir Fuka ist hingegen in Deutschland kaum etwas bekannt. Er starb am 22. November 1996. Für die „Mucke“ skizzierte ich vor einigen Jahren Vladimir Fukas Lebensweg.
Dačice ist ein mittelgroßer Ort mit etwa 7600 Einwohnern im Süden Tschechiens, nicht weit von der österreichischen Grenze. Dort wurde Vladimir Fuka am 25. Mai 1920 geboren und verbrachte fast sein ganzes Leben bis zu seinem Tod dort.
Seine Familie kam aus einer Handwerkerdynastie. Sein Vater war einer der ersten Absolventen der ältesten keramischen Fachschule Tschechiens und spezialisierte sich auf den Kachelofenbau. So spielte Musik im Hause Fuka zunächst keine Rolle, aber als sich Vladimir dafür interessierte, unterstützten die Eltern ihren Sohn.
Fukas erstes Instrument: Geige
Mit sechs Jahren begann der spätere Komponist, Arrangeur, Dirigent und Chorleiter Geige zu spielen. Später kamen als Instrumente noch das Klavier und die Posaune dazu. Da er auch früh Unterricht in Harmonielehre bekam, schuf Vladimir Fuka seine ersten Werke als Jugendlicher mit 14 Jahren.
1939 ging er zur Ausbildung ins 50 Kilometer entfernte Znojmo, wo er Geige im dortigen philharmonischen Orchester spielte. Weiter führte in sein Weg ans Konservatorium in Brünn, wo er sein Studium allerdings nicht abschloss.
Erste Polka: Dva satecky
Es folgte der zweite Weltkrieg. Als Zwangsarbeiter verbrachte Vladimir Fuka die Jahre von 1942 bis 1945 in Nordhausen in Thüringen. Dort komponierte er die Polka „Dva šátečky“, die heute in Tschechien oft gespielt wird, in Deutschland hingegen unbekannt ist.
Zurück in seiner Heimat, begann Vladimir Fuka 1945 als Lehrer für Musik, Deutsch und Tschechisch in Slavonice zu arbeiten. Slavonice ist eine Viertelstunde Autofahrt von Dačice entfernt und dort lernte Vladimir Fuka seine Frau kennen und komponierte 1953 die „Slavonicka Polka“. Ob es da einen Zusammenhang gibt, lässt sich nicht belegen. Ludmila wurde nicht nur seine langjährige Ehefrau, sondern auch Sängerin in allen Ensembles, die Vladimir Fuka zukünftig leitete.
1955 kehrte er beruflich wieder nach Dačice zurück, um dort zu unterrichten. Durch seinen Beruf als Musiklehrer war er viele Jahre „die Seele des Musiklebens der Stadt“ – wie das Heimatmuseum Dačices ihn bezeichnet. Er gründete einen Kinderchor, der 30 Jahre bestand und bekannt in der ganzen Region war und er gab Weiterbildungen für Chorleiter.
Zusammenarbeit mit Ladislav Kubes
Sein kompositorisches Schaffen beschränkte sich nicht nur auf Blasmusik. Er schrieb Operetten, die im Brünner Theater aufgeführt wurden und vertonte die Texte vieler tschechischer Schriftsteller. Hauptsächlich befasste er sich aber trotzdem mit Genre Volksmusik und er arbeitete mit Komponistenkollegen wie Ladislav Kubes, Josef Poncar und Karel Vacek zusammen.
Insgesamt komponierte Vladimir Fuka über 100 Volkslieder, Operetten, Orchestermusik und Schauspielmusik.
Neben seiner pädagogischen und seiner kompositorischen Tätigkeit trat Vladimir Fuka zudem als Ensembleleiter und Musikmanager in den Vordergrund. Er initiierte 1979 das erste Jugendblasorchesterfestival in Dačice, das bis heute stattfindet.
Vladimir Fuka verstarb am 22. November 1996. Am 21. Mai 2000 brachte die Stadt Dačice eine Gedenktafel an seinem ehemaligen Wohnhaus an. Im Stadtmuseum Dačice wurde ihm zu Ehren am 23. Mai 2010 die „Vladimir Fuka Memorial Hall“ eröffnet.
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