Über Corona wollte ich nie schreiben. Und erst recht nicht als ersten Blogbeitrag. Heute wollte ich einen schönen Text aus meinem Archiv bewerben und Interviews abtippen, die ich in den vergangenen Tagen mit netten Bläsermenschen hielt. Soll der Blog viele Meinungsbeiträge von mir beinhalten? Nein. Ich möchte Bläsermenschen zu Wort kommen lassen und recherchierte Informationen liefern. In diesem Moment findet allerdings die alarmstuferot – Demo zur Rettung zur Veranstaltungswirtschaft statt. Es wäre falsch, jetzt, da ich einen Musik-Blog betreibe, mir keine Gedanken zur Kultur in Zeiten von Corona zu machen. Die anderen Texte kann ich die kommenden Tage veröffentlichen – denn hey, ich habe jetzt einen Blog . Das heißt: keine Fristen, keine Vorgaben. Eines kann ich euch aber jetzt schon sagen: Lösungen bietet dieser Text keine.
Wie das Virus-Problem lösen?
Noch nie war ich so froh, kein Entscheidungsträger zu sein. Sondern nur jemand, der sich an die Regeln hält und so irgendwie seinen Beitrag dazu leistet, dass es besser wird. Wie es besser werden soll? Keine Ahnung. Ich habe nicht annähernd eine Meinung dazu. Ich bin aber der Überzeugung, dass die Menschen, die die Entscheidungen für Maskenpflicht oder Abstandsregeln fällen, das nicht tun, um die Menschen zu ärgern oder zu unterdrücken oder noch besser: zu diktieren. Ich glaube nicht an Verschwörungstheorien oder dass Bill Gates die Weltherrschaft an sich reißen will. Ich kann die Gedanken von Reichsbürgern und Nazis in keiner Weise nachvollziehen.
Anti-Corona-Demos: Schlag ins Gesicht für Kulturschaffende!
Deshalb finde ich die Anti-Corona-Demonstrationen nicht gut. Darüber hinaus sind sie ein Schlag ins Gesicht für Menschen, die Kultur leben und von ihr leben. Diese wären angewiesen auf viele Menschen vor der Bühne – das ist aber derzeit nicht erlaubt und deshalb haben Kulturschaffende Existenzsorgen. Bei den Anti-Corona-Demos kommen die unterschiedlichsten Menschen zusammen – vom Hippie bis zum Nazi – deren Gemeinsamkeit es ist, gegen ein Stück Stoff zu sein und dabei halten sich viele der Demonstrierenden nicht an die Regeln. Wie viele Menschen haben die Vorgaben missachtet? Wie viele Konzertsäle hätte diese Anzahl Menschen gefüllt?
Deutschland eine Diktatur? Absurd!
In Deutschland von einer Diktatur zu sprechen, wie es bei den Anti-Corona-Demos vorkommt, ist absurd. In Belarus herrscht eine Diktatur – unter diesen politischen Umständen ist es bewundernswert, wenn Menschen demonstrieren. Eine der Oppositionsführerin ist Maria Kolesnikowa. Sie ist eine von uns. Eine Bläserin – eine Querflötistin. Keiner weiß im Moment, wo sie ist. Hoffentlich geht es ihr gut.
Daumendrücken für die Veranstaltungswirtschaft
Heute demonstriert die Veranstaltungswirtschaft für Hilfen und weitere Unterstützung. Der Zweig der Veranstaltungswirtschaft setzt Kultur in Praxis um. Ich bin mir sicher: Diese Demonstrierenden werden alle Hygienebestimmungen einhalten. Ich drücke die Daumen, dass es wirkt.
Kultur: Nicht das Sahnehäubchen, sondern die Hefe der Gesellschaft
Dass Kultur nicht nur das Sahnehäubchen sondern die Hefe der Gesellschaft ist, bestätigte sich in den vergangenen Monaten verstärkt bei mir als Kulturkonsument. Online-Angebote sind nett, aber ersetzen in keiner Weise das Live-Angebot. Musiker gehören auf die Bühne! Auf die Bühne mit genug Menschen davor. Denn nur da kann sich durch das gemeinsame Erleben von Kultur als soziale Interaktion der Geist der Kultur richtig entfalten. Erst „live“ wird Kultur zu dem, was Kultur definiert: Kultur ist etwas vom Mensch Gestaltetes, das immer eine Botschaft übermittelt. Erleben Menschen diese Botschaft gemeinsam, können sie erst einen friedlichen Diskurs darüber beginnen. Kultur trägt so mit zur Sozialisierung bei und wird somit zur Hefe, dem Entfaltungsmittel, der Gesellschaft. Ich glaube, dass gemeinsamer Kulturkonsum befriedend wirkt. Es gibt nach einer Kulturveranstaltung keinen Gewinner oder Verlierer und mir fällt im Moment kein Beispiel für eine Massenschlägerei nach einem Konzert ein.
Zwischendurch musste ich auf’s Klo
Ich nahm einige Online-Konzerte wahr. Vor dem PC, vor dem Fernseher. Ich war nie ganz bei der Sache. Ich klickte mal hier, mal da. Fummelte auf dem Handy rum, zwischendurch musste ich auf’s Klo. War wie Radio hören. Hätte ich mir bewusst eine CD bzw. ein Album zu Gemüte geführt, wäre ich aufmerksamer gewesen. Sitze ich im Konzert, ist mein Fokus zu 100 Prozent bei der Musik. Da gibt es nichts anderes. Anschließend spreche ich mit Menschen, die zum selben Augenblick im gleichen Raum dasselbe erlebt haben, gehe mit denen ein Bier trinken oder ähnliches. Bin ich auf einem Festival, ist mein Fokus natürlich nicht immer zu 100 Prozent bei der Musik. Aber es sind viele andere Menschen um mich herum, die zum selben Augenblick dasselbe erleben und mit denen ich dann wieder interagiere.
Ich vermisse Live-Kultur
Ich vermisse Konzerte, Festivals, Feste, Theater, Kabarett und und und wirklich sehr! Hoffentlich geht es bald weiter und hoffentlich sind die Kulturschaffenden dann noch in der Lage, weiterzumachen.
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