Unsere Szene kennt Elmar Walter als aktiven Musiker, Dirigenten und ehemaligen Militärmusiker. Er ist Tubist beim Grassauer Blechbläser Ensemble, den Obermüller Musikanten im Münchner Hofbräuhaus und bei der Münchner Salettlmusi. Er leitet die Gruppe „Schabernack“ und die Musikkapelle Nußdorf im Chiemgau. Darüber hinaus spielt und spielte er landauf landab in verschiedenen Formationen, die ich hier gar nicht alle aufzählen kann. Und er war viele Jahre Musiksoldat.
Elmar und ich kennen uns telefonisch und virtuell schon viele Jahre. Ich unterhielt mich mit ihm 2012 für den Artikel über die Es-Klarinette und über die sozialen Medien hielten wir „sozialen“ Kontakt. Im Juni 2021 trafen wir uns zum ersten Mal in „real Life“. Ob dieser neudeutsche Ausdruck zu jemandem passt, der hauptberuflich den Fachbereich „Volksmusik“ des Bayerischen Landesverein für Heimatpflege leitet? Etwas weit hergeholt, aber Elmars Einstellung lautet: Tradition ist ein sich ständig entwickelnder Prozess.
In einem anderen Beitrag stelle ich seine Doktorarbeit vor (klickt auf diesen Link). Hier stelle ich Elmars höchst ungewöhnlichen beruflichen Werdegang vor, über den er sagt: „Ich habe nur drei Jahre studiert, ohne nebenbei zu arbeiten – obwohl ich zehn Jahre studiert habe“.
Elmar Walter: Im Herzen Militärmusiker
„Für mich fühlte es sich zunächst an, wie eine Katastrophe“, erinnert sich Elmar Walter an 1997. Der 1979 Geborene hatte sich für die Militärmusik entschieden, weil er zur Bundeswehr musste und weil er etwas suchte, was ihm Spaß macht. Er hatte nicht damit gerechnet, beim Vorspiel beim damaligen Luftwaffenmusikkorps 1 Neubiberg überhaupt genommen zu werden, da er zuvor nur sechs Monate ordentlichen Tubaunterricht genossen hatte. Mit der Tuba, die er von seiner Großtante Rosa Huber geschenkt bekommen hatte und der in seiner Doktorarbeit aufrichtig dafür dankt.
Aber es funktionierte, er ging zur Grundausbildung und dort wurden die Karten neu gemischt: Herr Walter, auf nach Veitshöchheim! „Ich wuchs im Chiemgau auf, die weiteste Entfernung, die ich bis dato läner von daheim weg war, war München und ich wusste gar nicht, wo Veitshöchheim überhaupt liegt“, erinnert er sich heute schmunzelnd an die „Katastrophe.“
Die Katastrophe relativiert sich
Die Zeit in Veitshöchheim entpuppte sich als ein wunderbares Kapitel in seinem Leben. So wunderbar, dass Elmar Walter auf die Frage des Spieß, was er beruflich machen wolle, antwortete: „Am liebsten würde ich bei der Militärmusik bleiben.“ Der Spieß machte den Vorschlag, den wohl alle Musikkorps-Spieße vorschlagen: Spiel in Hilden vor.
Die Zugfahrt nach Hilden endet in Kassel-Wilhelmshöhe
Auf der Zugfahrt nach Hilden packte den jungen Elmar Walter erneut das Heimweh und der Bahnhof Kassel-Wilhelmshöhe entschied über sein Schicksal. Im Januar 1998 stieg er auf dem Weg zum Ausbildungsmusikkorps an diesem Bahnhof wieder aus dem Zug und kehrte um. „Ich dachte ich mir, nein das geht nicht.“ Sein Bauchgefühl hatte über die Vernunft gesiegt und er schlug einen anderen Weg ein. Er entschied sich, insgesamt vier Jahre bei der Bundeswehr zu bleiben und wurde schließlich doch nach Neubiberg versetzt.
In München und Salzburg: Ziviles Studium als Soldat
Im Mai 1998 in München angekommen, spielte er aus „Jux und Tollerei“ am dortigen, damals noch existenten, Musikkonservatorium vor– und er bestand die Aufnahmeprüfung. „Es kam dann nochmal eine Phase, da wollte ich es genau wissen und unternahm eine Vorspieltour zu verschiedenen Musikhochschulen. Ich entschied mich für Salzburg Professor Manfred Hoppert und führte mein Studium ab 2000 dort fort“, erzählt Elmar Walter. Dort studierte er auch als Zivilist weiter, als er im Jahr 2001 aus der Bundeswehr ausschied.
Dreijährige Zwischenzeit ins zivile Leben
„Ich frage mich heute, wie das mit dem Studium in Salzburg funktioniert hat, wie ich überhaupt Zeit fürs Studium hatte, da ich nebenher wahnsinnig viel gespielt habe.“ Er half zum Beispiel bei den Münchner Symphoniker aus, spielte bei der Jungen Deutschen Philharmonie und absolvierte Probespiele. Als er von einem Probespiel in Schleswig-Holstein nach Hause fuhr – kurzer Exkurs: ich frage ihn nach den Erfahrungen Ende der 1990er Jahre, ob er da überhaupt hätte hin wollen. Seine Antwort: „Wahrscheinlich nicht.“ – Er fuhr zurück nach Hause in den Chiemgau, da klingelte sein Telefon.
Zurück zur Bundeswehr
Ein befreundeter Tubist des Gebirgsmusikkorps der Bundeswehr in Garmisch-Partenkirchen meldete sich am anderen Ende der Leitung. Ob Elmar Walter Interesse als Seiteneinsteiger hätte, es gäbe einen Kollegen, der gerne versetzt werden würde, das ginge nur schnell, wenn jemand anderes käme. „Ich habe vorgespielt und bin tatsächlich nach Garmisch gekommen.“ Das war im Jahr 2004.
Eigentlich wäre bei Elmar Walter anschließend alles gut gewesen
Er führte sein Studium in Salzburg fort und absolvierte seinen Bachelor und anschließend den Master im Jahr 2006, in dem Jahr, in dem er auch Berufssoldat wurde. Aber Elmar Walter musste ja eine besonders gute Master-Arbeit schreiben. „Ich hätte einfach eine Konzerteinführung schreiben können, aber ich wollte eine wissenschaftliche Arbeit schreiben.“ Die Arbeit mit dem Titel „Die Basstuba als Soloinstrument“ gelang ihm so gut, dass ihn die Betreuerin fragte, ob er nicht Lust hätte zu promovieren. Sein damaliger Chef in Garmisch ermutigte ihn dazu und Elmar Walter begann sein Promotionsstudium. „Ich legte mir alles so, dass ich meine Vorlesungen in Salzburg besuchen konnte und es hat super funktioniert.“ Aber dann begannen die Irrungen und Wirrungen.
Die Kompliziertheit mit dem System „Öffentlichen Dienst“ und das Ende des Musiksoldaten Elmar Walter
Behauptungen sind mir fern. Aber aus eigenen Bewerbungsverfahren kann ich sagen: Wenn der Lebenslauf nicht so ausschaut, wie es die Ausschreibung vorgibt, macht der öffentliche Dienst oft keinen ganz so flexiblen Eindruck.
Elmar Walter traf es in voller Härte. Er wäre plötzlich ein Oberfeldwebel mit Doktortitel gewesen. Das gab es noch nie. Man überlegte, was man tun könnte, wie man es mit der Stelle macht und Elmar Walter war sogar bereit, nochmal eine Ausbildung on top zu setzen – nämlich die zum Fachoffizier. Dann kam nochmal etwas von Seiten Bundeswehr dazwischen und der ganze Plan löste sich in Luft auf. „Auch ein wenig aus Frust fing ich an, Bewerbungen zu schreiben und stieß dabei auf die Ausschreibung meiner jetzigen Stelle. Ich dachte sofort: das will ich machen.“ Es kam, wie es kommen musste: Er wurde Leiter des Fachbereichs „Volksmusik“ des Bayerischen Landesverein für Heimatpflege und verließ die Bundeswehr.
Lob für die Militärmusik
„Es hat mir schon einen Knacks gegeben, die Bundeswehr zu verlassen. Zunächst wollte ich eigentlich gar nicht, aber im Nachhinein war es genau das Richtige.“ Und er sagt bei unserem Gespräch weiter über den Militärmusikdienst: „Es war mein Traumberuf. Die musikalische Bandbreite und wie man sieht, wie sich der Militärmusikdienst grandios entwickelt hat – das hätte ich damals, 1997 nie gedacht. Jedes Orchester hat seinen eigenen Spirit. Jedes Orchester klingt anders.
Der Militärmusikdienst ist dabei, einen eigenen Klang, eine eigene Tradition zu entwickeln und mausert sich dadurch zu einer kulturellen Erscheinungsform, die ein Teil immateriellen Kulturerbes in Deutschland ist. Und zwar, ohne sich auf zweifelhafte Traditionen vergangener Regime berufen zu müssen. Es ist spannend, was da passiert und es ist sehr positiv für das Selbstverständnis des Militärmusikdienstes, dass man das zulässt.“
Er lobt die Militärmusik noch auf einer weiteren Ebene in seiner Doktorarbeit, in der er im Vorwort schreibt: „Militärmusik war und ist teilweise noch heute ein wichtiger Faktor und Motor für eine florierende Laienblasmusikszene – der nicht nur durch Vorbildwirkung, sondern auch durch die Integration ambitionierter Laien früher, wie heute einen wichtigen Beitrag für die Laienblasmusik leistet.“
Elmar Walters Funktion als „Leiter Fachbereich Volksmusik des Bayerischen Landesverein für Heimatpflege“
Elmar Walters jetziger Beruf ist ebenso vielseitig und umfangreich. Hauptaufgabe ist, die Volksmusik aus allen Regionen Bayerns den Menschen als „Lebensmittel“, wie er sagt, zu vermitteln. „Ich bin für ganz Bayern zuständig und das macht es für mich nicht einfach, irgendeine Art von Volksmusik als die Richtige zu bezeichnen – und das will ich auch gar nicht“, erklärt er. „Volksmusik ist genauso vielseitig, wie andere Musikarten auch. Und dass Volksmusik in Garmisch-Patenkirchen anders gemacht wird als in Aschaffenburg, ist klar.“
Organisation und Durchführung von Veranstaltungen
Um diese Vielseitigkeit der Volksmusik zukünftigen Generationen zu erhalten und die Traditionen fortzuführen und weiterzuentwickeln, organisiert der Landesverein Veranstaltungen und Seminare – von Jugendtreffen bis zu Seminare für bestimmte Instrumentengruppen und Volksmusikwochen. Die müssen organisiert, Referenten gefunden sowie Lieder und Tänze ausgesucht werden. „Es geht bei unseren Seminaren darum, Volksmusik als Einheit zu sehen: aus instrumentaler Volksmusik, dem Gesang und dem Tanz. Dieser Dreiklang spielt eine große Rolle.“
Herausgabe von Noten
Der Landesverein ist Herausgeber zahlreicher Notenausgaben. Komponisten und Arrangeure reichen Noten ein, Elmar Walter korrigiert. „Das macht viel Arbeit. Und das Schlimme daran ist“, erklärt er, „man sieht am Ende davon nichts. Ein Fehler, der nicht da ist, ist kein Fehler. Das macht es schwer zu erklären, dass man für eine Herausgabe von Noten mehrere Jahre braucht.“
Redaktion „Volksmusik in Bayern“ und „zwiefach“
Das Magazin „Volksmusik in Bayern“, das vier Mal im Jahr erscheint, liegt komplett in der Hand von Elmar Walter – von Redaktion bis Autorentätigkeit über Layout. Sogar die Fotos knipst er zu weilen noch selbst. „Eine One-Man-Show.“ Daneben engagiert sich der Fachbereich Volksmusik des Bayerischen Landesvereins für Heimatpflege e.V. auch im Magazin „zwiefach“, seit wenigen Monaten sogar als Mitglied der Redaktionsleitung.
Forschungsarbeit
Natürlich wird auch geforscht. Quellenarbeit spielt eine große Rolle. Erscheint eine neue Publikation, muss zunächst überprüft werden, welche Quellen genutzt wurden, wo sie herkommen und wo sie noch abgedruckt sind. Daneben ist Elmar auf Tagungen und Sitzungen präsent und er bearbeitet Stellungnahmen zu volkmusikalischen Themen und Anfragen. „Die entwickeln sich manchmal zur Forschungsarbeit, weil man sich intensiv reinfuchsen muss.“
Überzeugungsarbeit in Sachen Volksmusik
Ab und an muss sich Elmar in seiner Tätigkeit auch diplomatisches Geschick beweisen „Es gibt Menschen, die genau zu wissen glauben, was Volksmusik wirklich sei oder zu sein hat. Das geht dann auch schnell mal ins Persönliche. Und doch ist es unglaublich wichtig, dass es Menschen gibt, die emotional so an der Volksmusik hängen und sich dafür so intensiv einsetzen, dass sie sich nicht scheuen, Konflikte einzugehen.“
Emotionalster Moment seiner Arbeit
Vor einigen Jahren startete der Landesverein das Projekt „tradmusik.net“. Ziel war, traditionelle Musik in Form von Handschriften oder historischen Aufnahmen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. „Mir ging es auch darum, alle bayerischen Volkmusikinstitutionen miteinander zu vernetzen, um der Öffentlichkeit deutlich zu machen, dass wir alle am gleichen Ziel arbeiten,“ erzählt Elmar und bedauert: „Daran bin ich leider gescheitert.“ Der Grund: „Oft sind die Bedingungen, die man in Bayern vorfindet, so unterschiedlich, dass man gar nichts zusammenführen kann. Der kleinste gemeinsame Nenner ist so klein, dass er am Ende gar nicht mehr definierbar ist. Das zu begreifen, hat mich emotional sehr berührt, weil ich mir davon viel erhofft und weil ich viel Energie, Zeit und Herzblut hineingesteckt hatte.“ Er schaut aber zuversichtlich in die Zukunft: „Wir geben nicht auf. Wir arbeiten miteinander auf kollegiale Art und Weise am selben Ziel weiter.“
Elmar Walter dankt vielen Wegbegleitern
„Ich habe verdammt viel Glück gehabt in meinem Leben“, sagt Elmar Walter und betont, er habe immer Menschen getroffen, die an ihn geglaubt haben. „Mehr als ich an mich selbst.“ Das begann bei seiner Akkordeonlehrerin Roswitha Huber, die ihm mit „einer Engelsgeduld“ die Relevanz des Notenlesens deutlich gemacht habe. Großen Dank spricht er auch seinem Tubalehrer Hans-Josef Crump aus Grassu aus. Er ermunterte ihn für die Militärmusik und habe ihm gesagt: „Elmar in dir steckt viel mehr als du glaubst und wenn du daran glaubst, kannst du viel schaffen.“
Er erinnert an seine Tubadozenten Tom Walsh und Manfred Hoppert. Über letzteren sagt er: „Er hat es auf beeindruckende Weise geschafft, mir Mut zuzusprechen und mir die Sorge zu nehmen, wohin mein Weg mich führt. Musikalisch animierte er mich, die Hintergründe eines Stücks zu erarbeiten. Er hat mir aber auch menschlich viel auf den Weg mitgegeben. Er war ein unglaublich bescheidener Mensch, der aber wusste, was er kann.“
Zu seinen Förderern zählt er auch Christoph Scheibling, dem heutigen Chef des Musikkorps der Bundeswehr. Er damals Chef in Garmisch-Partenkirchen und ermöglichte Elmar Walter, dass er das Angebot, in Salzburg zu promovieren, annehmen konnte.
Und er betont die Verbundenheit zu seinen Musikkollegen nicht zuletzt der Familie Obermüller, die ihm die Möglichkeit gegeben habe, bei ihnen zu musizieren sowie seinen Kollegen von „Schabernack“. „Sie haben mich immer wieder an meine Grenzen gebracht. Sie haben mir gezeigt, wie weit ich als Dirigent gehen darf. Wir haben fantastische Zeiten miteinander erlebt und ich hoffe, dass wir das bald wieder miteinander erleben dürfen.“
Am Ende darf natürlich die Familie nicht fehlen, der er großen Dank ausspricht. „Meine Eltern haben immer an mich geglaubt, auch wenn sie zunächst nicht glücklich waren, dass der Sohn ein Musiker wird.“
Elmar Walters Wunsch für die Zukunft
Weil er selbst immer gefördert wurde, möchte Elmar Walter junge Musikanten fördern und Talente entdecken. „Es soll nicht darum gehen, dass sie große Musiker werden oder in großen Orchestern spielen müssen. Sie sollen für sich finden, was für sie das Richtige ist.“ Sein eigener Wunsch für die Zukunft: „Ich hoffe, dass ich den richtigen Zeitpunkt nicht verpasse, aufzuhören und andere ranlasse, die das genauso gut oder sogar noch besser machen.“
Elmar Walter Inside
Lieblingsmusik zum Spielen?
Es gibt so viel wunderbare Musik und das Spannende an Musik ist die Vielseitigkeit. Tatsächlich spiele ich am liebsten Musik, von der ich berührt werde und die nicht nur Spaß macht, sondern tiefer geht. Am wohlsten fühle ich mich in der Gesellschaft angenehmer Kollegen.
Lieblingsmusik zum Hören?
Musik ist vielfältig. Es gibt so viele tolle Sachen in allen Bereichen. Macht man es an Komponisten fest, beeindruckt mich Anton Bruckner im sinfonischen Bereich. Im böhmischen Blasmusikbereich ist es Josef Ginzl, der wunderschöne Polkas mit sehr interessanten Formen komponiert hat. Schaut man sich im Volksmusikbereich um, nenne ich zum Beispiel Klaus Karl oder Hans Wiesholzer.
Dirigieren oder spielen?
Es sind unterschiedliche Dinge, die man unterschiedlich lebt. Dirigieren ist sehr anspruchsvoll, da muss man immer ganz da sein, da kann man sich nicht erlauben, die Gedanken schweifen zu lassen. Man muss immer der Fels in der Brandung sein, damit die Musiker entsprechende Sicherheit haben. Deshalb ist dirigieren etwas sehr Schönes, das sehr fordert. Beim Spielen kann man die Gedanken schweifen und sich von seinen Emotionen leiten lassen. Das Spannende am Spielen ist, dass man mehr von sich selbst preis geben kann, als beim Dirigieren
Arrangieren und komponieren?
Ich habe für Schabernack einige Stücke komponiert und arrangiert und ich arrangiere für mein Blasorchester zu Hause, um die Stücke der Besetzung auf den Leib zu schneidern. Wir haben kein Fagott, wenig Waldhörner, viele Tenorhörner und da muss man schauen, wie man das vernünftig zum Klingen bringt. In der Arbeit muss man überlieferte Musikstücke so einrichten, dass man sie wieder mit heutigem Instrumentarium und mit heutigem Musikverständnis spielen kann.
Workshops außerhalb der Festanstellung?
Ich versuche das etwas zu reduzieren, denn sonst bin ich jedes Wochenende unterwegs. Die Workshops sind mehr auf Gruppen oder auf bestimmte Themen bezogen, weniger auf das Instrument Tuba allein. Dirigieren? – da finde ich mich nicht als kompetent genug. Ich selbst bin ein sehr intuitiver Dirigent, der sich eher als Animateur bezeichnen würde. Mir geht es darum, anderen Menschen zu helfen, gute Musik zu machen. Somit ist also eher jede Dirigiertätigkeit ein Workshop.
Verbindung zwischen Arbeit und Musikertätigkeit?
Da gibt es eine ganze Menge Berührungspunkte. Das kann man oft nicht auseinanderhalten und das ist natürlich für den Arbeitgeber nicht immer einfach, aber am wenigsten einfach ist es für mich selbst. Ich weiß oft nicht, welchen Hut ich gerade aufhabe. Es gibt so viele Berührungspunkte und darum ist es ist kein Beruf, sondern eine Berufung.
Welchen Einfluss hat meine Arbeit als Forscher und Musiker auf mein Privatleben
Ich kenne sehr wenig Unterschied zwischen einem Privatleben und dem Berufsleben, denn bei mir fließen beide ineinander. Musik und Musizieren ist ein Stück meines Lebens, genauso wie die Menschen, die mich dabei begleiten. Die Musik in unterschiedlicher Art zu durchdringen, entweder in Form einer musikalischen Interpretation oder in der Auseinandersetzung mit Musik als Forscher – das IST mein Leben. Aber eigentlich sehe mich nicht als Forscher, sondern viel mehr als Interessierter. Unter Forscher verstehe ich jemanden, der mit unglaublicher Akribie an den Dingen dranbleibt und immer tiefer eindringt. Ich kann gar nicht so tief hinein dringen, weil mir dazu leider oft die Zeit fehlt und immer wieder andere Themen kommen, die man im beruflichen Umfeld bearbeiten muss. Aber mich hat schon immer interessiert: Warum ist das so? Woher kommt das? Wohin geht das?
Liebe Christine Engel,
ist es möglich, dass Du mir den von dir verfassten Werdegang von Elmar Walter per pdf schickst?
Wir haben uns vor einiger Zeit schon mal telefonisch über Elmar Walter unterhalten.
Herzlich Grüße aus Paderborn
Ferdi Grawe
Lieber Ferdi Grawe, ich habe dir eine Email geschickt. Liebe Grüße Christine Engel