Die folgende CD-Rezension für das Album „Solo“ des Flötisten Emmanuel Pahud habe ich im Frühjahr 2018 für das Magazin „Clarino“ (heute Brawoo) verfasst. Emmanuel Pahud ist Solo-Flötist der Berliner Philharmoniker und als Mitglied des Bläserquintetts „Les Vents Français“ erlebte ich ihn 2019 live im Ingolstädter Festsaal.
Emmanuel Pahud: Solo
Flöte ohne Schnickschnack. Flöte pur – knapp zweieinhalb Stunden auf einem Doppelalbum. Das hat etwas Meditatives und in Trance-Fallendes. Zumindest bei jedem zweiten Stück, denn da ertönt jeweils ein Teil der „12 Fantasien“ von Georg Philipp Telemann aus dem Jahr 1732. Wie im informationsreichen Booklet zu lesen ist, ist Sololiteratur für Querflöte im Barock etwas Seltenes.
Querflötenmeister Emmanuel Pahud setzt diese vier- bis fünfminütigen Stücke auf dem Album „Solo“ zentriert und verdichtend in Raum und Zeit, so dass sie einen spürbaren Kontrast zu den anderen Werken bilden, die immer dazwischen klingen. Emmanuel Pahud versteht seine Rolle als Grenzgänger zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Gegenwart deshalb, weil auch in der Romantik die Querflöte als Soloinstrument vernachlässigt wurde. Und so finden sich als älteste Komponisten Namen wie Carl Nielsen (1865-1831) oder Arthur Honegger (1892-1955). Daneben sind Zeitgenossen wie Robert Helps (1928 – 2001) oder Matthias Pintscher (geb. 1971) mit dem Stück „Beyond (a system of passing) mit vielen Spezialeffekten wie „Flute-Beatboxing“. Auch bei „Voice“ von Toru Takemitsu (1930-1996), der auf dem Album noch mit „Air“ vertreten ist, kann man die aufregenden Möglichkeiten der Querflöte ausloten. Ein spannendes Album, das die Querflöte in ein ganz anderes Licht rückt – in ein sehr Sinnliches.
Weitere CD-Rezensionen lest ihr hier: www.vontutenundblasen.de/category/muckenpolizei/hoeren/
Hier geht es zur Website des Flötisten.