Ihr Lieben, lange nicht gesehen. Zumindest nicht auf Social Media, und Anfragen, ob ich etwas über Projekt x oder Event y schreibe, lehnte ich in jüngster Vergangenheit ab. Ich möchte euch erzählen, warum. Denn tatsächlich war ich hier auf der Seite gar nicht so inaktiv. Einige alte Printtexte aus der Vergangenheit habe ich überarbeitet und mit rückwirkendem Datum online gestellt. Nur, habe ich sie nicht auf Social Media beworben. Schön blöd, werdet ihr jetzt denken, denn ohne Social-Media wird kein Mensch darauf aufmerksam und so viele Menschen googeln Blasmusikthemen nicht. Und dennoch habe ich nicht viel auf Social Media gepostet. Wisst ihr, warum? Ich hatte schlichtweg keine Lust und meine Prioritäten lagen woanders. Und bei diesem Punkt fange ich an, denn die oberste Priorität lag in den Quartalen 2-3/2022 bei: Mir selbst.
Mens Sana in Corpore Sano
„Ein gesunder Geist in einem gesunden Körper“ heißt ein Marsch von Geert Sprick, den einige von euch im Marschbuch haben. Wie wichtig körperliche Gesundheit ist und wie stark ein gesunder Körper auf die mentale Verfassung wirkt, habe ich in den vergangenen Monaten zu spüren bekommen.
Gesunder Körper: großes Geschenk
Ich habe das große Glück, einen Körper ohne Krankheiten, die auf meinen Genen sitzen, als Geschenk des Lebens bekommen zu haben. Auch von Unfällen aller Art bin ich bislang verschont geblieben. Dafür werde ich im Laufe meines Lebens mehr und mehr dankbarer und mir wird stärker bewusst, dass man mit so einem Geschenk achtsam und verantwortlich umgehen sollte. Noch mehr ins Bewusstsein dringt diese Tatsache, wenn man von Menschen erfährt, die von Schicksalsschlägen, Unfällen oder Krankheitsdiagnosen, gegen die sie nichts machen können, ereilt wurden. Die Gesundheit ist ein großes Geschenk und muss man pflegen. Besonders ab einem gewissen Alter, bei dem einem dieses Geschenk öfter deutlich macht: Ich bin noch da, aber ich gebe dir jetzt zu spüren, wie es ist, wenn du nicht gut auf mich acht gibst.
Warnsignale des Geschenks
Schau, liebe sitzende Schreibtischtäterin, siehst du, liebe sitzende unbewegliche Musikerin, ich roste langsam ein und jetzt zeige ich dir durch körperliche Schmerzen, dass du durch diese Schmerzen auch nicht mehr so gut in der Lage bist, mentale Herausforderungen in Form von Schreiben und Musizieren auszuüben.
Sie waren deutlich. So deutlich, dass ich diese Warnsignale meines Körpers verstanden habe und nun seit mehreren Wochen dabei bin, meinen Tagesablauf und meine Gewohnheiten umzustellen und dem Thema „Bewegung“ Priorität einzuräumen.
Gewohnheitsumstellungen dauern und wenn man Ü40 ist, ein bisschen mehr. Stolz bin ich aber, denn es klappt jeden Tag besser und ich kann nur empfehlen: Es lohnt sich! Auch wenn der Blog in der Prioritätenliste dadurch nach unten rutscht.
Die Tictoisierung von Instagram
Bock auf Blog habe ich trotzdem weiterhin. Aber meine Social-Media-Lust wird weniger. Social-Media ist in meinem Fall Mittel zum Zweck. Ich bin keine Influencerin und möchte es auch nicht sein. Instagram ist nicht mein Hauptkanal, mein Hauptkanal ist meine Website. Aber der Reihe nach:
Tic Toc
Fange ich nicht mehr an. Nicht, weil ich mich vor neuen Dingen verschließe. Aber jeder Social-Media-Kanal, wenn man ihn richtig macht, ist harte Arbeit und ein dritter Social-Media-Kanal passt nicht mehr in mein Leben. Dem kann ich keine Priorität mehr einräumen.
Mit dem Kanal bin ich, wie viele in meinem Alter (Ü40) in Social-Media groß geworden. Ich will nicht sagen, erwachsen, denn erwachsen war ich schon, als Facebook geboren wurde. Oft wird behauptet: Facebook sei tot. Das stimmt so nicht. Gerade in unserer Zielgruppe ist Facebook für die Blasmusiker*innen ab Ü40 (unsere Szene besteht glücklicherweise aus der Altersgruppe 0-99 Jahren) ein wichtiger Social Media Kanal. Den werde ich weiter bespielen, denn man kann ungestresst, Fotos und Texte teilen und veröffentlichen. Klar, mag der Facebook-Algorithmus sehr gerne Videogeschichten, aber man fühlt sich nicht so sehr unter Druck gesetzt, Video-Zirkus wie bei Instagram zu veranstalten.
Bei Instagram bin ich erst seit zwei Jahren. Wegen des Blogs. In dieser Zeit lernte ich schöne Fotos zu schätzen und Text-Kacheln mit zusammengefassten Informationen. Selbst bin ich Abonnentin von Kanälen über Geschichte, Politik, Finanzen und natürlich Musik. Die Text-Kacheln nutzte ich zu Beginn meines Instagram-Daseins und stellte schnell fest: Das findet der Algorithmus mit meinen wenigen Followern noch doof, da muss ich mich erst selbst zur Schau stellen. Fand der Algorithmus gleich besser, er spielte meine Beiträge mehreren Leuten aus und meine Followerzahl wuchs. Irgendwann probierte ich es mit Bewegtbild. Das empfand ich schnell als sehr zeitraubend und in meiner Videorolle fühlte ich mich nicht sehr wohl. Warum soll ich in meiner Freizeit etwas machen, was mich nervt?
Weniger Prioritäten für Instagram
Mittlerweile hat Instagram seine Strategie geändert und nähert sich immer mehr Tic Toc. Bedeutet: Reels und Videos werden gepusht. Genervt bin ich aber leider nicht nur vom Reels produzieren, sondern auch vom Reels anschauen. Sie verstopfen mein Gehirn und ich fühle mich reizüberflutet. Ton habe ich auf Instagram generell ausgeschaltet und wenn ich Reels gucke, lese ich nur die Untertitel. und die Hintergrundmusikfetzen gehen mir sowieso auf die Nerven. Auch wenn es Blasmusik ist.
Deshalb poste ich auf Instagram keine Videos, nur wenige Fotos und dafür mehr Textkacheln. Auch wenn es der Algorithmus doof findet.
Mehr Prioritäten für Newsletter
Mittlerweile habe ich mitbekommen, dass einige meiner Leser gar nicht auf Social Media vertreten sind und mich einfach so gefunden haben. Darüber freue ich mich sehr. Deshalb habe ich mir jetzt auch einen Newsletterdienst eingerichtet, damit ich per Email auf neue Beiträge aufmerksam machen kann. Wer also meinen Newsletter bekommen möchte, melde sich einfach unter diesem Link an: Anmeldung zum Newsletter.
Verschiebung der Prioritäten
Mein Körper hat also mehr und Social-Media weniger Priorität bekommen. Es gab aber noch andere Prioritätsverschiebungen. Wie schon öfter erwähnt, den Blog habe ich gegründet, weil ich das Schreiben über Blas- und Bläsermusik hauptberuflich verlassen und seit kurz vor Beginn der Pandemie, was den Journalismus betrifft, die Seiten gewechselt hatte. Mit Musik habe ich in meinem Hauptberuf seitdem gar nichts mehr zu tun.
Mehr Prioritäten für den Hauptberuf
2,5 Jahre sind seitdem vergangen und der Job wurde anspruchsvoller, fordernder, interessanter und zeitintensiver. Im Lauf der Zeit änderte ich auch meine Haltung: Bedeutet: Ich möchte meinem Hauptberuf mehr Energie widmen. Er ist es, der mich ernährt, der für mich sorgt und der mich zuverlässig bezahlt, so dass ich für meine Kinder und meine Altersvorsorge sorgen kann.
Da ich lange freiberuflich gearbeitet habe, also freiberuflich journalistisch, was in der Bezahlung und in der Wertschätzung dem freiberuflichen Musikerberuf ähnelt, muss ich mit Ü40 sagen: Der Umstand der zuverlässigen Bezahlung am Ende des Monats, Bezahlung im Krankheitsfall, Urlaubstage und Fortbildungsmaßnahmen innerhalb des Jobs, sind mir im Moment wichtiger als die Zeit für ehrenamtliche, künstlerische Schreib-Muse.
Prioritäten in Zukunft
Deshalb gelten meine Prioritäten in Zukunft in dieser Reihenfolge:
- Meiner Gesundheit
- Meiner Familie
- Meinem Hauptjob
- Meinem Blog, mit Texten, auf die ich Lust habe und die meiner Idee entsprungen sind.